Das Christentum lebt aus einem jahrtausendealten, reichen Schatz spiritueller Erfahrungen. Die Reihe Vita Contemplativa lädt ein zu einer Begegnung mit bedeutenden Texten, Persönlichkeiten, Erfahrungswegen geistlichen Lebens aus Vergangenheit und Gegenwart.
Jeweils dienstags, 18:00 Uhr bis ca. 19:30 Uhr (wenn nicht anders angegeben).
MIT: Dr. Karlheinz Bartel, Siegfried Finkbeiner, Regina M. Frieß, Dr. Karin Grau, Dr. Karl Hardecker, Hella Kaupp, Dr. Katrin Köhl, Sven Kosnik, Gertraude Kühnle-Hahn, Dr. Armin Münch, Dr. Günter Renz
KOSTENBEITRAG: entfällt
Dienstag, 14.01.2025, 18:00-19:30 Uhr - ausnahmsweise im Hospitalhof
Richard Wilhelm – vom Missionar zum Sinologen
In Stuttgart geboren und als Pfarrer ordiniert, wurde Richard Wilhelm entscheidend von Christoph Blumhardt in Bad Boll geprägt. Die geheimnisvollen Zeichen auf seinem Grab dort geben Zeugnis seines wichtigsten Werkes, der Übersetzung des I Ging. Über zwanzig Jahre lebte und forschte er in China und wurde zum Kulturvermittler und Übersetzer wichtiger Klassiker der chinesischen Philosophie und Religionen.
MIT Siegfried Finkbeiner
Dienstag, 28.01.2025, 18:00-19:30 Uhr
Frida Kahlo – Umarmung des Universums
Sie malt Geburt und Tod, Krankheit und Liebe. In Selbstbildnissen zeigt sie sich verbunden mit ihren Liebsten und mit Tieren und Pflanzen. Ihre Bilder sprechen von Schmerzen und Lebenshunger, von menschlicher Herkunft und religiöser Sehnsucht. Sie malt, weil sie es braucht. Sie malt die Liebesumarmung des Universums.
An diesem Abend machen wir uns auf die Suche nach spirituellen Spuren in Bildern und Selbstzeugnissen von Frida Kahlo (1907-1954).
MIT Dr. Karin Grau
Dienstag, 11.02.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Sebastian Franck – Christentum aus dem Geist der Mystik
Der in Donauwörth geborene Theologe (1499-1542) wollte nicht päpstlich, nicht lutherisch, nicht zwinglisch, nicht täuferisch sein. Sondern ein von innen heraus verwandelter, spiritueller Mensch. Als Schriftsteller und Drucker lebte er in Nürnberg, Straßburg, Ulm und Heilbronn; schlug sich zeitweise als Seifensieder in Esslingen durch. Immer wieder vertrieben, starb er in Basel. Manche seiner Gedanken nehmen moderne geistige Strömungen vorweg. Francks Hauptwerk »Paradoxa« ist nach wie vor lesenswert.
MIT Dr. Armin Münch
Dienstag, 25.02.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Friedrich Weinreb – Verbundenheit von Diesseits und Jenseits
»In uns gibt es ein verborgenes Wissen von dieser Verbindung. Die Erinnerung an etwas Verlorengegangenes, etwas Verborgenes, an die Verbindung zur Quelle des Ewigen«, schreibt Friedrich Weinreb.
Weinreb war ein wunderbarer Erzähler der jüdischen Überlieferung und ein Chronist seiner Zeit. Er lebte im Zentrum des 20. Jahrhunderts und vereinigte in sich zwei Welten. Als Wissenschaftler der Ökonometrie repräsentierte er treibende Entwicklungskräfte. Als chassidischer Jude führte ihn sein Weg ins Innere der Schatzkammern der Kabbala.
MIT Regina M. Frieß
Dienstag, 11.03.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Fulbert Steffensky – Schwarzbrotspiritualität
Die Magie des Wortes Spiritualität und die Aufblähung des Spiritualitätsmarktes sieht der Theologe und em. Professor für Religionspädagogik Fulbert Steffensky kritisch: »Das Christentum ist nicht die religiöse Wattierung bürgerlichen Lebens.« Gleichzeitig ist er ein tiefgründig Suchender auf dem »Weg zu religiöser Aufmerksamkeit« (so sein Verständnis von Spiritualität), zu der immer auch die Aufmerksamkeit für den anderen gehört.
An diesem Abend soll Steffenskys besondere Lesart des Sehens zur Sprache kommen, die nährt – wie Schwarzbrot.
MIT Gertraude Kühnle-Hahn
Dienstag, 25.03.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Ken Wilber – Religion von morgen
Im Jahr 2024 erschien das letzte voluminöse Werk von Ken Wilber auf Deutsch. Er skizziert darin die Weiterentwicklung von Religion nach der mythologischen Phase. Aufwachen, Aufwachsen und Aufräumen sind die drei Grundmerkmale, die ihm als notwendig erscheinen. Das heißt, eine mystische Erfahrung machen, seine entwicklungspsychologischen Schritte machen und seine Schattenseiten aufarbeiten. Auf 650 Seiten entfaltet er die verschiedenen Aspekte, was alles an Schwierigkeiten auftauchen kann und wie man sie bewältigt. Der Vortrag zeichnet seine Gedanken nach.
MIT Sven Kosnick
Dienstag, 08.04.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Im Zwischen-Raum – Liminalität in Kunst und Religion
Der Begriff der Liminalität wurde von dem schottischen Ethnologen Victor Turner (1920-1983) geprägt. Er bezeichnet die Schwellenphase am Übergang von einer Lebensphase oder sozialen Position zu einer anderen, einen Zustand des »Dazwischenseins«, oft auch der Vorbereitung, nach dem Loslösen aus dem alten und vor dem Erreichen eines neuen Zustands. In Kunst und Architektur wurde der Begriff der »liminal spaces« geprägt, die »musique liminale« erschließt neue Formen des Komponierens, Musizierens und Hörens. In der Theologie wird Liminalität als spiritueller Möglichkeitsraum ausgelotet.
MIT Dr. Katrin Köhl
Dienstag, 06.05.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Zur Theologie von Hilde Domin
Hilde Domin (1909-2006) teilte das Schicksal vieler jüdischer Schriftstellerkolleginnen, dass sie nur im Exil überleben konnte und dort ihren eigenen Stil entwickelte. Nach mehreren Exilstationen lebte sie aber wieder in Deutschland, bis zu ihrem Tod.
Als Lyrikerin versucht sie das Schwere beim Namen zu nennen und damit seine Last zu heben und einen Raum zu eröffnen, in dem die Welt leichter wird. Hierbei verwendet sie häufig biblische Motive. Deren Gestaltung lässt erkennen, dass ihre Lyrik theologisch grundiert ist.
Der Vortrag geht der Bewegung ausgewählter Gedichte nach und lädt zur Entdeckung der von Domin eröffneten Räume ein.
MIT Dr. Karl Hardecker
Dienstag, 20.05.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Die innere Transzendenz
Augustin, einer der bedeutendsten Lehrer der Kirche, schrieb: »Gott ist uns näher als wir uns selber sind.« Die christliche Mystik ist dieser Wirklichkeit seit jeher auf der Spur. Unterstützt wird sie dabei von der Tiefenpsychologie, die das Erleben der Seele deuten kann und Heilungsprozesse der Selbsterkenntnis fördert. »Wir besitzen als Menschen in der Tiefe die gleiche Basis, aus der wir den Urgrund des Seins erfahren können, gleich welcher Kultur oder Religion wir angehören« sagte Willigis Jäger einmal.
MIT Siegfried Finkbeiner
Dienstag, 03.06.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Das große Staunen – Naturwissenschaft und ihre Spiritualität
Naturwissenschaftler:innen möchten verstehen und erklären und geraten dennoch oder gerade deshalb ins Staunen. Mit dem Staunen öffnet sich ein Raum für Reflexion und mehr. Insbesondere in der Kosmologie und Physik stellen sich zudem Fragen nach dem »Ganze«“. Mit offenem Ausgang.
MIT Dr. Günter Renz
Dienstag, 17.06.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Glauben heute
Der Einfluss des Christlichen Glaubens auf die westlichen Gesellschaften geht weltweit kontinuierlich zurück, in einem signifikanten Ausmaß bei Konservativen wie bei Progressiven.
Ist die tiefere Ursache neben dem »Verwöhnungsaroma« Wohlstand die Tatsache, dass wir die Stärken unseres Glaubens nicht überzeugend und nicht attraktiv genug vermittelt haben?
Wir wollen darüber nachdenken und uns darin vergewissern, was die Stärken unseres Glaubens sind.
MIT Dr. Karlheinz Bartel
Dienstag, 01.07.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Jean-Pierre de Caussade – Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks
Wo Zukunft noch nicht angebrochen und Vergangenheit schon vorbei ist, erstreckt sich das »Jetzt« – wahrnehmbar in der eigenen Achtsamkeit. Auch wenn Mystiker:innen von der Sehnsucht sprechen, dass das Göttliche in ihnen zur Entfaltung drängt, geht es um die Suche nach einer Alltagsgestaltung auf diesem Weg.
Der Jesuit J.P. de Caussade (1675-1751) wirkt mit seiner Rede vom »Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks« inspirierend bis in die Gegenwart hinein. Was uns von Augenblick zu Augenblick begegnet, das belehrt uns und ist die Spur einer ganz alltäglichen Kostbarkeit, die bereit ist, sich unmittelbar vom göttlichen Willen führen zu lassen.
MIT Hella Kaupp
Dienstag, 15.07.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche
Wo sich berühren Raum und Zeit – Mascha Kaléko
Religion und Gottesglaube klingen immer wieder an in den Gedichten von Mascha Kaléko (1907-1975) – manchmal heiter und vertrauensvoll, manchmal nahezu ohne Worte, aber auch untröstlich oder aufbegehrend. Diese Spiritualität ist in keine Schublade zu stecken. Sie ist zutiefst persönlich und sie bleibt dabei irgendwie in der Schwebe. Mascha Kaléko bringt auch für das religiöse Leben verborgene Saiten zum Schwingen, bis heute.
MIT Dr. Karin Grau