Vita Contemplativa


vortrag – Stillemeditation – Gespräch in der Hospitalkirche

Das Christentum lebt aus einem jahrtausendealten, reichen Schatz spiritueller Erfahrungen. Die Reihe Vita Contemplativa lädt ein zu einer Begegnung mit bedeutenden Texten, Persönlichkeiten, Erfahrungswegen geistlichen Lebens aus Vergangenheit und Gegenwart.

Jeweils dienstags, 18:00 Uhr bis ca. 19:30 Uhr (wenn nicht anders angegeben).

MIT: Dr. Karlheinz Bartel, Siegfried Finkbeiner, Regina M. Frieß, Dr. Karin Grau, Dr. Karl Hardecker, Hella Kaupp, Dr. Katrin Köhl, Sven Kosnik, Gertraude Kühnle-Hahn, Dr. Armin Münch, Dr. Günter Renz

KOSTENBEITRAG: entfällt


Dienstag, 22.10.24, 18:00-19:30 Uhr

Adorno - ein moderner Mystiker?

Adorno hat durch seine Kritik an allem systematisierenden Denken den Raum für mystische Erfahrung geöffnet. Obwohl Adorno nicht religiös war, zeigt sein Denken eine Nähe zu einer Theologie, die Gott nicht positiv benennen kann, aber der klar ist, dass Gottes Abwesenheit in der Sinnlosigkeit der Shoah am stärksten spürbar und von Menschen zu verantworten ist. Der Vortrag sucht nach dem Beitrag Adornos für heutige mystische Erfahrung und nimmt dabei vor allem Bezug auf seine Mediationen zur Metaphysik.

MIT Dr. Karl Hardecker


Dienstag, 05.11.24, 18:00-19:30 Uhr

Sophia – Weisheit als weibliche Seite Gottes

Die Figur der personifizierten Weisheit (griechisch: Sophia; hebräisch: Hokhma) ist eine faszinierende Gestalt und wir begeben uns an diesem Abend auf Spurensuche: Welche Bezüge lassen sich zwischen Sophia und den altägyptischen Gottheiten Isis und Maat herstellen? Wie tritt uns die Weisheit im Alten, wie im Neuen Testament entgegen? Jesus als Gesandter und neue Inkarnation der Weisheit steht hier besonders im Fokus. Zugleich wird deutlich, dass auch im Christentum die Weisheit als weibliche Seite Gottes nicht verschwindet, wie Texte der mittelalterlichen Mystik, z. B. von Hildegard von Bingen, eindrucksvoll zeigen.

MIT Dr. Katrin Köhl


Dienstag, 19.11.24, 18:00-19:30 Uhr

Das Credo – neu interpretiert

Das Credo ist nach wie vor einer der Haupt­bestandteile des christlichen Gottesdienstes. Auch als aufgeklärter Mensch kann man »Ja« sagen zu Gott-Vater, Gott-Sohn und Gott-Heiligem Geist. Da es den »Gott da oben« für uns aufgeklärte, erwachsene Christen im 21. Jahr­hundert allerdings so einfach nicht mehr gibt und Dreifaltigkeit noch nie einfach zu verstehen war, möchte ich den Versuch unternehmen, das altehrwürdige Apostolikum neu und hoffentlich verstehbar zu interpretieren.

MIT Dr. Karlheinz Bartel


Di 03.12.24, 18:30-20:00 Uhr

Die Mystik von Paulus und der spirituelle Prozess im Zen

Paulus war ein tief erfahrener Mystiker. Dass er mit Christus mitgestorben ist und Christus jetzt in ihm und in allen Glaubenden lebt, war für ihn die Grundlage seines Denkens. Der Vortrag möchte die Linien seiner mystischen Erfahrungen nachzeichnen, vor allem seinen spirituellen Sterbeprozess und sein neues Leben in Christus. Vieles ist parallel zur Zen-Meditation. Diese Parallelen sollen aufgezeigt und reflektiert werden

MIT Sven Kosnick


Dienstag, 17.12.24, 18:30-20:00 Uhr

Der »Tübinger Kreis« und die Rosenkreuzer-Schriften

Am Vorabend des 30-jährigen Krieges beherrschte die Kontroverse um die Rosenkreuzerschriften für einige Jahre die damalige »Medienlandschaft«. Von den einen verteufelt, von anderen hoch gepriesen wurden sie zum Ausgangspunkt neuer Impulse in Religion, Pädagogik und Wissenschaft. Die Verfasser selbst verstanden sie als Teil der Philosophia perennis mit dem Ziel, den Menschen ihren ursprünglichen Adel und ihre göttliche Bestimmung wieder bewusst zu machen.

MIT Michael Schirmer


Vorschau 2025

Dienstag, 14.01.2025, 18:00-19:30 Uhr

Richard Wilhelm vom Missionar zum Sinologen

In Stuttgart geboren und als Pfarrer ordiniert, wurde Richard Wilhelm entscheidend von Christoph Blumhardt in Bad Boll geprägt. Die geheimnisvollen Zeichen auf seinem Grab dort geben Zeugnis seines wichtigsten Werkes, der Übersetzung des I Ging. Über zwanzig Jahre lebte und forschte er in China und wurde zum Kulturvermittler und Übersetzer wichtiger Klassiker der chinesischen Philosophie und Religionen.

MIT Siegfried Finkbeiner

 

Dienstag, 28.01.2025, 18:00-19:30 Uhr

Frida Kahlo Umarmung des Universums

Sie malt Geburt und Tod, Krankheit und Liebe. In Selbstbildnissen zeigt sie sich verbunden mit ihren Liebsten und mit Tieren und Pflanzen. Ihre Bilder sprechen von Schmerzen und Lebenshunger, von menschlicher Herkunft und religiöser Sehnsucht. Sie malt, weil sie es braucht. Sie malt die Liebesumarmung des Universums.

An diesem Abend machen wir uns auf die Suche nach spirituellen Spuren in Bildern und Selbstzeugnissen von Frida Kahlo (1907-1954).

MIT Dr. Karin Grau

 

Dienstag, 11.02.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Sebastian Franck – Christentum aus dem Geist der Mystik

Der in Donauwörth geborene Theologe (1499-1542) wollte nicht päpstlich, nicht lutherisch, nicht zwinglisch, nicht täuferisch sein. Sondern ein von innen heraus verwandelter, spiritueller Mensch. Als Schriftsteller und Drucker lebte er in Nürnberg, Straßburg, Ulm und Heilbronn; schlug sich zeitweise als Seifensieder in Esslingen durch. Immer wieder vertrieben, starb er in Basel. Manche seiner Gedanken nehmen moderne geistige Strömungen vorweg. Francks Hauptwerk »Paradoxa« ist nach wie vor lesenswert.

MIT Dr. Armin Münch

 

Dienstag, 25.02.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Friedrich Weinreb – Verbundenheit von Diesseits und Jenseits

»In uns gibt es ein verborgenes Wissen von dieser Verbindung. Die Erinnerung an etwas Verlorengegangenes, etwas Verborgenes, an die Verbindung zur Quelle des Ewigen«, schreibt Friedrich Weinreb.

Weinreb war ein wunderbarer Erzähler der jüdischen Überlieferung und ein Chronist seiner Zeit. Er lebte im Zentrum des 20. Jahrhunderts und vereinigte in sich zwei Welten. Als Wissenschaftler der Ökonometrie repräsentierte er treibende Entwicklungskräfte. Als chassidischer Jude führte ihn sein Weg ins Innere der Schatzkammern der Kabbala.

MIT Regina M. Frieß

 

Dienstag, 11.03.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Fulbert Steffensky – Schwarzbrotspiritualität

Die Magie des Wortes Spiritualität und die Aufblähung des Spiritualitätsmarktes sieht der Theologe und em. Professor für Religionspädagogik Fulbert Steffensky kritisch: »Das Christentum ist nicht die religiöse Wattierung bürgerlichen Lebens.« Gleichzeitig ist er ein tiefgründig Suchender auf dem »Weg zu religiöser Aufmerksamkeit« (so sein Verständnis von Spiritualität), zu der immer auch die Aufmerksamkeit für den anderen gehört.

An diesem Abend soll Steffenskys besondere Lesart des Sehens zur Sprache kommen, die nährt – wie Schwarzbrot.

MIT Gertraude Kühnle-Hahn

 

Dienstag, 25.03.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Ken Wilber – Religion von morgen

Im Jahr 2024 erschien das letzte voluminöse Werk von Ken Wilber auf Deutsch. Er skizziert darin die Weiterentwicklung von Religion nach der mythologischen Phase. Aufwachen, Aufwachsen und Aufräumen sind die drei Grundmerkmale, die ihm als notwendig erscheinen. Das heißt, eine mystische Erfahrung machen, seine entwicklungspsychologischen Schritte machen und seine Schattenseiten aufarbeiten. Auf 650 Seiten entfaltet er die verschiedenen Aspekte, was alles an Schwierigkeiten auftauchen kann und wie man sie bewältigt. Der Vortrag zeichnet seine Gedanken nach.

MIT Sven Kosnick

 

Dienstag, 08.04.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Im Zwischen-Raum – Liminalität in Kunst und Religion

Der Begriff der Liminalität wurde von dem schottischen Ethnologen Victor Turner (1920-1983) geprägt. Er bezeichnet die Schwellenphase am Übergang von einer Lebensphase oder sozialen Position zu einer anderen, einen Zustand des »Dazwischenseins«, oft auch der Vorbereitung, nach dem Loslösen aus dem alten und vor dem Erreichen eines neuen Zustands. In Kunst und Architektur wurde der Begriff der »liminal spaces« geprägt, die »musique liminale« erschließt neue Formen des Komponierens, Musizierens und Hörens. In der Theologie wird Liminalität als spiritueller Möglichkeitsraum ausgelotet.

MIT Dr. Katrin Köhl

 

Dienstag, 06.05.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Zur Theologie von Hilde Domin

Hilde Domin (1909-2006) teilte das Schicksal vieler jüdischer Schriftstellerkolleginnen, dass sie nur im Exil überleben konnte und dort ihren eigenen Stil entwickelte. Nach mehreren Exilstationen lebte sie aber wieder in Deutschland, bis zu ihrem Tod.

Als Lyrikerin versucht sie das Schwere beim Namen zu nennen und damit seine Last zu heben und einen Raum zu eröffnen, in dem die Welt leichter wird. Hierbei verwendet sie häufig biblische Motive. Deren Gestaltung lässt erkennen, dass ihre Lyrik theologisch grundiert ist.

Der Vortrag geht der Bewegung ausgewählter Gedichte nach und lädt zur Entdeckung der von Domin eröffneten Räume ein.

MIT Dr. Karl Hardecker

 

Dienstag, 20.05.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Die innere Transzendenz

Augustin, einer der bedeutendsten Lehrer der Kirche, schrieb: »Gott ist uns näher als wir uns selber sind.« Die christliche Mystik ist dieser Wirklichkeit seit jeher auf der Spur. Unterstützt wird sie dabei von der Tiefenpsychologie, die das Erleben der Seele deuten kann und Heilungsprozesse der Selbsterkenntnis fördert. »Wir besitzen als Menschen in der Tiefe die gleiche Basis, aus der wir den Urgrund des Seins erfahren können, gleich welcher Kultur oder Religion wir angehören« sagte Willigis Jäger einmal.

MIT Siegfried Finkbeiner

 

Dienstag, 03.06.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Das große Staunen – Naturwissenschaft und ihre Spiritualität

Naturwissenschaftler:innen möchten verstehen und erklären und geraten dennoch oder gerade deshalb ins Staunen. Mit dem Staunen öffnet sich ein Raum für Reflexion und mehr. Insbesondere in der Kosmologie und Physik stellen sich zudem Fragen nach dem »Ganze«“. Mit offenem Ausgang.

MIT Dr. Günter Renz

 

Dienstag, 17.06.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Glauben heute

Der Einfluss des Christlichen Glaubens auf die westlichen Gesellschaften geht weltweit kontinuierlich zurück, in einem signifikanten Ausmaß bei Konservativen wie bei Progressiven.

Ist die tiefere Ursache neben dem »Verwöhnungsaroma« Wohlstand die Tatsache, dass wir die Stärken unseres Glaubens nicht überzeugend und nicht attraktiv genug vermittelt haben?

Wir wollen darüber nachdenken und uns darin vergewissern, was die Stärken unseres Glaubens sind.

MIT Dr. Karlheinz Bartel

 

Dienstag, 01.07.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Jean-Pierre de Caussade – Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks

Wo Zukunft noch nicht angebrochen und Vergangenheit schon vorbei ist, erstreckt sich das »Jetzt« – wahrnehmbar in der eigenen Achtsamkeit. Auch wenn Mystiker:innen von der Sehnsucht sprechen, dass das Göttliche in ihnen zur Entfaltung drängt, geht es um die Suche nach einer Alltagsgestaltung auf diesem Weg.

Der Jesuit J.P. de Caussade (1675-1751) wirkt mit seiner Rede vom »Sakrament des gegenwärtigen Augenblicks« inspirierend bis in die Gegenwart hinein. Was uns von Augenblick zu Augenblick begegnet, das belehrt uns und ist die Spur einer ganz alltäglichen Kostbarkeit, die bereit ist, sich unmittelbar vom göttlichen Willen führen zu lassen.

MIT Hella Kaupp

 

Dienstag, 15.07.25, 18:00-19:30 Uhr, Hospitalkirche

Wo sich berühren Raum und Zeit – Mascha Kaléko

Religion und Gottesglaube klingen immer wieder an in den Gedichten von Mascha Kaléko (1907-1975) – manchmal heiter und vertrauensvoll, manchmal nahezu ohne Worte, aber auch untröstlich oder aufbegehrend. Diese Spiritualität ist in keine Schublade zu stecken. Sie ist zutiefst persönlich und sie bleibt dabei irgendwie in der Schwebe. Mascha Kaléko bringt auch für das religiöse Leben verborgene Saiten zum Schwingen, bis heute.

MIT Dr. Karin Grau